Bio-Bauer trifft auf deutsches Expertentum.

Über die Reaktionen auf die Attentate in Norwegen. 


Spätestens seit gestern habe ich ein neues Hobby, das mich komplett ausfüllt: Fremdschämen. Denn während in Norwegen angesichts der Attentate in Oslo und Utøya, die aktuell 92 Todesopfer forderten, Angst und Trauer dominieren, erlebt man hierzulande nicht zum ersten Mal eine Sternstunde des deutschen Expertentums. Das ist natürlich keine atemberaubende Neuigkeit. Allein 2011 machte der Otto-Normal-Experte eine wunderliche Metamorphose durch, musste er doch auf vielen Gebieten (Nahost, Fußnoten, Atomkraft, Antiamerikanismus und Waffenhandel) brillieren. Deshalb kann man erwarten, dass er auch zur Motivation eines psychisch kranken Bio-Bauern viel zu sagen hat. Der Allround-Spezialist empfindet es natürlich auch nicht als Hindernis, dass das Attentat nicht mal 48 Stunden her ist und selbst die norwegische Polizei keineswegs sicher weiß, was nun in der Psyche Anders Behring Breiviks vorgegangen sein mag. Nein, er versteht dies viel mehr als Aufforderung zum ausgiebigen Spekulieren und Verurteilen. Breivik selbst mutierte dabei innerhalb weniger Stunden vom Gaddafi-Gotteskrieger zum Al-Qaida-Terroristen, wurde zwischenzeitlich als CIA-Agent tituliert und soll mittlerweile nationalkonservativer Rassist sein – so die vorläufige Bestandsaufnahme der deutschen Spezialisten-Liga. Beiläufig in die Runde geworfene Mitleidsbekundungen verleihen dem Experten-Stadl ein Quäntchen Charme, können allerdings nicht über das Ideologie-Battle hinweg täuschen, welches die zweifelhafte Tragikomödie dominiert. Denn was scheren uns ein paar Tote, wenn es doch gilt, den Kampf des Guten gegen das Böse, wahlweise auch zwischen Islamophobie und Islamophilie oder – ganz lapidar – „Links vs. Rechts“, auszufechten? Dass das Schicksal tausender Toter zugunsten des Jahrmarkts ideologischer Eitelkeiten missbraucht wird, ist zwar nichts Neues, aber dennoch bezeichnend. Fukushima-Syndrom lässt grüßen.

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Urlaub im Baumhaus

Was macht eigentlich ein Politiker während der Sommermonate, wenn er gerade nicht den Euro rettet, mit den Saudis um Panzer schachert oder mit Kind und Kegel in den Urlaub fährt? Richtig, er überlegt sich, wie man die Welt trotzdem ein bisschen schöner machen könnte. Das klappt in der Regel am besten, wenn man sich dafür mit Kindern, Menschenrechten oder Mutter Natur beschäftigt. Und da mangelnde Kompetenz in der Politik weniger als Hindernis, sondern viel mehr als Ermutigung für das Treffen von Entscheidungen gilt (vgl. Atomausstieg und Ethikrat), verirren sich so manche Mandatsträger dann auch gerne mal in für sie völlig fremden Gefilden. Ein schönes Beispiel dafür bietet der Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses im Bundestag, Klaus Brähmig, der sich neuerdings nebenbei in Sachen Menschenrechte zu profilieren versucht. Der CDU-Mann aus Sachsen, der in seiner Freizeit am liebsten durch Südtirol wandert, hatte da nämlich kürzlich eine gute Idee

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Waghalsige Hechtsprünge.

Evelyn Hecht ist zweifellos eine drollige Erscheinung. Egal ob man sie liebt oder hasst – Phantasielosigkeit kann man ihr nun wirklich nicht vorwerfen. Während der Otto-Normal-Antisemit jedes Wochenende auf einer NPD-Demo mitmarschiert und die praktizierende Israelkritikerin Inge Höger derweil von einer Palästina-Konferenz zur nächsten tourt, haut „die Tochter“ lieber inbrünstig in die Tasten, um so ihrem Ärger auf den „Apartheidstaat Israel“ Ausdruck zu verleihen. Zweifellos eine höchst ernste Angelegenheit - zumindest für die Publizistin mit Herz für unterdrückte Hamas-Aktivisten. Echauffierte sie sich neulich noch über fehlende Loyalität innerhalb der Partei „DIE LINKE“ gegenüber den Gaza-Matrosen und Hamas-Groupies in ihren eigenen Reihen, so betätigt sie sich nun als Allround-Sachverständige mit Expertise für Waffenhandel, Nahostpolitik und Einreisebestimmungen. Ganz nebenbei stellt sie dabei das komplexe Geflecht internationaler Beziehungen völlig auf den Kopf und hechtet von einem antisemitischen Ressentiment zum nächsten – was lustig ist, weil Juden ja angeblich keine Antisemiten sein können. Zudem verleiht Evis schäumende Wut über Israels Unfähigkeit, sich endlich mal selbst den goldenen Schuss zu versetzen, ihren literarischen Ergüssen wieder mal eine (vermutlich ungewollte) Komik. Das Resultat können Freunde waghalsiger Hechtsprünge dann im seriösen Qualitätsmedium „Neue rheinische Zeitung“ nachlesen:

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